Nachruf Dietrich Börner

Uns erreichte am 22. Dezember 2020 die Nachricht vom plötzlichen Ableben des Ehrenmitgliedes des Landesvorstandes des BSVSA, Dietrich Börner aus Halle (Saale).

Dietrich Börner erblickte 1937 in Weimar das Licht der Welt.
Wegen seines Augenleidens besuchte er die Blindenschule in Weimar.

Seine Kindheit war von den Kriegsjahren geprägt. Angst und Schrecken verfolgten ihn täglich.

1951 bis 1954 erlernte Dietrich Börner im Berufsschulteil der Blindenschule Weimar den Beruf Stenotypist. Dies war ein damals durchaus typischer Beruf für junge blinde und sehbehinderte Menschen. Gleichzeitig hat er an der Volkshochschule die mittlere Reife erworben.

Anschließend studierte Dietrich Börner von 1954 bis 1956 am Institut für Lehrerbildung in Weimar und erhielt die Lehrberechtigung für die Klassen 1 bis 4 und verstärkt für die Musikausbildung.

Sein Dienstantritt erfolgte im August 1956 an der Sehschwachenschule in Halle (Saale). Dietrich Börner kam zum vollen Einsatz in der Unterstufe und im Musikunterricht.
1958 erhielt er eine Delegierung zum Sonderschulstudium an die Humboldt-Universität in Berlin. Hier erwarb er die Ausbildung als Sonderschulpädagoge an Blinden- und Sehschwachenschulen.Nach Abschluss 1960 nahm Dietrich Börner wieder die Tätigkeit an der Sehschwachenschule Halle auf. Er wurde sofort Klassenleiter und übernahm als Musiklehrer den Schulchor.

1960 wurde Dietrich Börner Mitglied im Allgemeinen Deutschen Blindenverband (später Blinden- und Sehschwachenverband der DDR).
Ab 1961 übernahm er Aufgaben in der Kreisorganisation Halle-Süd.
Weiterhin übernahm er Aufgaben in der Zentralen Jugendkommission des Verbandes. So hat er das 1. Zentrale Jugendtreffen in Bad Frankenhausen vorbereitet und durchgeführt.
Ab 1969 wirkte er im Gemeinsamen Kulturausschuss der Stadt Halle mit.
Er organisierte Großveranstaltungen für die über 650 Mitglieder der Kreisorganisation Halle und war seit 1974 bis zur Auflösung 1989 Vorsitzender des Kulturausschusses.
Durch sein Engagement fanden in Halle Konzerte statt, bei denen blinde Künstler aus dem In- und Ausland auftraten.

Dietrich Börner war auch Mitbegründer des Blinden-Männerchores der Stadt Halle. An seiner Seite standen Alois Binar und Erich Franke.
Dieser Chor bestand von 1973 bis 1984 und ist auf der Schallplatte "Mit Musik den Tag beginnen" mit dem Stück "Heut ist ein wunderschöner Tag" zu hören.

1968 bis 1969 absolvierte er die Ausbildung als Fachlehrer für Maschineschreiben in Leipzig. Er unterrichtete in diesem Fach in den Klassen 6 bis 10 und in der Berufsausbildung zum Facharbeiter für kaufmännische Berufe.
Mit Kollegen aus Weimar und Neukloster erarbeitete Dietrich Börner ein Lehrbuch in Großdruck für das Fach Maschineschreiben.

Von 1971 bis 1981 übernahm er die Verantwortung für die Eingliederung der Schulabgänger der 10ten Klassen und der Klassen der Kaufmännischen Berufe und sorgte mit für die Abschlüsse von Lehrverträgen.

Seit 1975 war er Mitglied in der Zentralen Arbeitsgruppe für Blinde und Sehbehinderte in Büroberufen, unter der Leitung von Dr. Gerhard Prix.

Zur kulturellen Betreuung der Genossenschaften des Blindenhandwerks in Halle hat er Patenschaftsverträge für den Schulchor der Helmholtzschule abgeschlossen. Die Schule sorgte auch für die Feriengestaltung der Kinder von Genossenschaftsmitgliedern im Ferienlager der Sehschwachenschule. So verbrachten sehende und sehbehinderte Kinder gemeinsam ihre Ferien.

Unter Leitung von Dietrich Börner nahm der Schulchor am zentralen Leistungsvergleich in Berlin teil.

Nach der Wiedervereinigung war er weiterhin in seinen Fächern als Lehrer am nun umbenannten Landesbildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte "Hermann von Helmholtz" tätig.

Nach 41 Dienstjahren ging Dietrich Börner 1997 in den wohlverdienten Ruhestand.

1984 bis 1990 war er Mitglied im Bezirksvorstand Halle des Blinden- und Sehschwachenverbandes der DDR, wurde 1990 in den Landesvorstand des neu gegründeten Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen-Anhalt gewählt und war bis 2007 in dieser Funktion tätig. Als Beisitzer übernahm er die Kulturarbeit. Er führte bis 1997 Wanderwochen durch. 11 Jahre gestaltete er die Wochenendveranstaltungen "Weihnachtssingen" und einige Jahre auch das "Frühlingssingen". In der AURA-Pension "Brockenblick" in Wernigerode war er gern. Es war ihm eine Freude mit Verbandsfreunden unterwegs zu sein und viele seiner ehemaligen Schüler wieder zu treffen. Somit hat er auch für gute Belegungen der AURA-Pension gesorgt.

Der Verbandstag des BSVSA wählte ihn am 13.10.2007 zum Ehrenmitglied des Landesvorstandes. Er nahm bis 2013 an den Vorstandssitzungen teil.

Weiterhin war er die Kontaktperson zum Landesbildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte "Hermann von Helmholtz" und Verbindungsmann zur Universitäts-Augenklinik Halle.

Fast 30 Jahre sang er im Männerchor Zwintschöna.

Für seine jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit wurde Dietrich Börner 2007 mit dem "Gratuspreis" des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen-Anhalt und 2008 mit der Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt geehrt.

Stets war seine Ehefrau Sigrid an seiner Seite und hat ihn tatkräftig unterstützt.
Die letzten Jahre waren durch Krankheit geprägt. Beide lebten im Pflegeheim.
Zeit seines Wirkens setzte er sich für die Belange blinder und sehbehinderter Menschen ein. Bei Generationen seiner Schüler war er sehr beliebt.
Noch vor wenigen Wochen konnte er die Ehrenurkunde für 60-jährige Mitgliedschaft in unserem Verband in Empfang nehmen.
Seine tiefe Verbundenheit zum Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt äußerte er einmal in einem Gespräch:

Zitat:
"Ich wünsche mir, dass die Solidargemeinschaft noch lange hält. Es sollte sich jeder überlegen, wie er sich zum Weiterbestehen des Verbandes einbringen kann. Für die Zukunft brauchen wir wieder mehr Zugang zu jungen blinden und sehbehinderten Menschen. Junge Menschen müssten in ihrer beruflichen Entwicklung mehr Hilfe und Unterstützung finden!"
Zitat Ende.

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt trauert um sein langjähriges Mitglied Dietrich Börner.
Unser tiefempfundenes Mitgefühl gilt seiner Frau Sigrid, seinem Sohn Thomas und dessen Familie.

Wir werden ihn stets in dankbarer Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

im Namen des Landesvorstandes des BSVSA e.V.
Roland Stiller

Pressekontakt

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