35 Jahre im Dienste blinder und sehbehinderter Menschen: Geschäftsführer des BSVSA Wolfgang Bahn geht in den Ruhestand

In diesem Monat geht der langjährige Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehinderten-Verbandes Sachsen-Anhalt e. V., Wolfgang Bahn, nach 35-jähriger Tätigkeit für den Verband in den Ruhestand. Er wird am 14.12.16 vom Vorstand und den Mitarbeitern des Verbandes verabschiedet.

Portrait von Wolfgang Bahn mit getönter Brille Anfang 60

Wolfgang Bahn (Bild: Bernd Peters)

"Mit Wolfgang Bahn geht ein verdienstvoller Mitarbeiter der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in Sachsen-Anhalt in den verdienten Ruhestand, der sich 35 Jahre lang für die Belange blinder und sehbehinderter Menschen eingesetzt, ihre Interessen vertreten und ihre Betreuung, Information und Beratung organisiert hat", so die Vorsitzende des Blinden- und Sehbehinderten-Verbandes Christel Pildner. "Wolfgang Bahn hat den Verband als anerkannte Selbsthilfeorganisation der sehgeschädigten Menschen in Sachsen-Anhalt maßgeblich geprägt", ergänzt sie.

Wolfgang Bahn, 1953 in Arendsee geboren, war schon als Kind sehbehindert, so dass er ab 1959 die Sehschwachenschule in Halle und ab 1963 die Blindenschule in Königs Wusterhausen besuchen musste. Dem schlossen sich die neunte und zehnte Klasse in Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt) an, gefolgt von einer Ausbildung zum Telefonisten, ebenfalls in Chemnitz. Das war für die damalige DDR ein typischer Ausbildungsweg für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche, verbunden mit einem Leben in oft weit entfernten Internaten und Wohnheimen schon ab der frühen Kindheit.

Bis 1981 arbeitete Bahn dann in der Telefonzentrale eines großen Erdgasförderbetriebes in Salzwedel. Zunächst konnte er noch einen kleinen Sehrest nutzen, der sich aber nach und nach bis zur vollständigen Erblindung verschlechterte.

Seit 1970 gehörte Wolfgang Bahn dem Blinden- und Sehschwachenverband (BSV) der DDR an und arbeitete ab 1973 ehrenamtlich u.a. im dessen Kreisvorstand Osterburg, in Fach- und Arbeitskreisen und als Jugendvertreter aktiv mit. Ab Dezember 1981 übernahm er als hauptamtlicher Sekretär die Leitung der Geschäftsstelle des Bezirksverbandes Magdeburg im BSV, damals unter sehr bescheidenen personellen und räumlichen Bedingungen. Zur Wendezeit 1989/1990 war er die treibende Kraft, die die Vereinigung der beiden Bezirksorganisationen Halle und Magdeburg zum heutigen Blinden- und Sehbehinderten-Verband Sachsen-Anhalt e. V. organisierte. Dieser wurde am 3. November 1990 in Magdeburg gegründet. Wolfgang Bahn übernahm die Geschäftsführung.

Bereits im August 1990 gehörte er zu den Mitbegründern des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Sachsen-Anhalt und wurde in dessen Vorstand gewählt. Diesem gehörte er bis September 2016 an, davon fast zwanzig Jahre als stellvertretender Vorsitzender.

Wolfgang Bahn organisierte die neue Struktur des Verbandes und kümmerte sich um die Personalentwicklung und Mittelbeschaffung.
1991 war er der erste Blinde in Sachsen-Anhalt, der mit einen damals neuartigen PC-Arbeitsplatz mit Sprachausgabe, Brailledisplay und Brailledrucker arbeitete. Bei dessen Beschaffung half der Paritätische.

Herr Bahn hatte auch maßgeblichen Anteil an der Gründung von hauptamtlich besetzten Beratungsstellen für Blinde, Sehbehinderte und Augenpatienten in Sachsen-Anhalt, zunächst in Halle, Magdeburg und Stendal sowie an der Schaffung von Hörzeitschriften für die Mitgliedschaft. Er gehörte zu den Initiatoren der Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft, die bis heute Altenpflege und auch Hilfs- und Erholungsangebote für Blinde und Sehbehinderte an mehreren Standorten in Sachsen-Anhalt bereitstellt.

2007 setzte er im Auftrag des Vorstandes eine weitere Strukturreform innerhalb des Verbandes um, um den Gebietsreformen in Sachsen-Anhalt Rechnung zu tragen und die Mitglieder wohnortnah betreuen zu können.

Wolfgang Bahn war auch maßgeblich beteiligt bei den Bemühungen, einen am Bedarf der Betroffenen orientierten Nachteilsausgleich in Gestalt des Landesblindengeldes zu schaffen und zu erhalten. Als die damaligen Landesregierungen 2002 und 2013 Kürzungen des Blindengeldes durchsetzten, gehörte er zu den Organisatoren der Protestaktionen der Betroffenen. "Diese Kürzungen waren kein Ruhmesblatt für Sachsen-Anhalt", sagt Bahn heute. "Damals gelang es zwar, Schlimmeres abzuwenden, dennoch gehört Sachsen-Anhalt zu den Bundesländern, die ihren blinden und sehbehinderten Mitbürgern keine ausreichende Hilfe gewähren."

Wolfgang Bahn (rechts im Bild im roten Pullunder) und Bernd Peters (links im Bild in dunkelgrauer Anzugjacke) stehen lächelnd vor einem gedeckten Tisch und halten gemeinsam einen Staffelstab

Wolfgang Bahn (rechts) übergibt den Staffelstab an Bernd Peters (links)

Der Vorstand des Verbandes dankt Wolfgang Bahn für seine jahrzehntelange Aufbau- und Gestaltungsarbeit. "Wir sind überzeugt", so die Vorsitzende Christel Pildner, "… dass Wolfgang Bahn dem Blinden- und Sehbehinderten-Verband auch künftig mit seinen Erfahrungen und Kenntnissen helfen wird."

Am 14. Dezember 2016 übergab Wolfgang Bahn zu seiner Verabschiedung durch den Vorstand und den Mitarbeitern des Verbandes den Staffelstab an seinen Nachfolger Bernd Peters. Er übernimmt ab dem 01.01.2017 die Leitung der Geschäftsstelle in Magdeburg.

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